Montag, 16. Mai 2022

Rezension zu "Genuine Madness" von Tobias Miller

 

Rezension

„Genuine Madness“

von Tobias Miller

 

Inhalt:

Die Story um „Genuine Madness“ spielt in einer dystopischen Welt, in der Menschen in zwei Klassen (Lames und Smarts) unterteilt werden.

Während den Lames ein ödes Leben meist als einfache Arbeiter bevorsteht, erwartet die Smarts ein Leben als erfolgreiche Anwälte, Ärzte und dergleichen . Um in diese Klassen eingeteilt zu werden, durchlaufen die Schüler und Schülerinnen am Ende der 3. Klasse im Alter von 9 Jahren einen IQ-Test, der darüber Aufschluss gibt, welchen Weg das Kind im weiteren Leben einschlagen wird. Während den Lames sämtliche Weiterbildung verwehrt bleibt, dürfen Smarts studieren und Macht ausüben.

 

Im Fall unseres Protagonisten John Raymond geht alles seinen gewohnten Gang, vermeintlich zumindest. Ganz unspektakulär, als würde man es ahnen, wird er  als Lame eingestuft, womit er und seine Eltern längst gerechnet haben, denn auch seine Eltern haben den gleichen Weg eingeschlagen. Warum das so ist und was es dann mit den IQ-Tests zu tun hat, das müsst ihr beim Lesen schon selber herausfinden. 😉

John lebt in Folge dessen sein Leben, hält sich mit einfachen Arbeiten über Wasser und lebt weiterhin auch als junger Erwachsener in der Bruchbude in einer Gegend, die vor Einfachheit nur so strotzt. Selbst die Schule ist in einer Verfassung, die in der heutigen Zeit undenkbar wäre – ohne Heizung und Isolierung. Er hat sich längst damit abgefunden, dass er dieses einfache Leben führt, während seiner bester Freund Adam Bidorsky die Möglichkeit bekam, als Smart zu studieren und ein besseres Leben führen. In der Gesellschaft halten sich die „Smarts“ für was Besseres als die Lames und wollen mit denen nichts zu tun haben, nicht jedoch Johns bester Freund. Es wird sehr deutlich, dass beste Freunde auch gesellschaftliche Grenzen übersteigen können.

Johns Leben ändert sich, als er an einem schicksalhaften Tag einen Anruf seines ehemaligen Schuldirektors bekam.

John soll Teil eines Experiments werden, bei dem den ‚Lames‘ eine Substanz verabreicht wird, die ihre Kompetenzen und kognitiven Fähigkeiten steigert und ihnen somit die Möglichkeit eröffnet wird, ebenso wie die Smarts zum Studium zugelassen zu werden. Die Aussicht auf ein besseres Leben klingt sehr verlockend, doch zu welchem Preis?

 

Schreibstil:

Zu Beginn bedient sich Tobias Miller einer akzentreichen Sprache in der Familie von John, um den Unterschied zwischen armer Bevölkerung und reichen Smarts darzustellen. Dies gelingt ihm sehr gut, auch wenn ich zu Beginn dem Ganzen skeptisch gegenüber war.

„Heut iss’n großer Tag für John. Wir drück’n ihm die Daum’n“ oder „Wir ham‘ die Farm, genug zu ess’n“ ist tatsächlich sehr gewöhnungsbedürftig und lässt den Leser für den Moment stocken. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran und dieser Dialekt hilft tatsächlich dabei, die Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen ‚ungebildeter Schicht‘ und der ‚reichen, intellektuellen Schicht‘ zu verdeutlichen.

 

Zusammenfassung:

Im Laufe der Geschichte, nachdem John immer tiefer in das Experiment hineinrutscht, baut sich die Spannung immer mehr auf. Man stellt sich als interessierter Leser die Frage, was genau dieses Mittel mit den Menschen macht und was passiert, wenn sich jemand dagegen auflehnt? Wie steht die Regierung dazu oder ist es vielleicht sogar ein geheimes Programm?

Die Zusammenhänge zwischen einzelnen Personen werden mit der Zeit immer klarer, ebenso die Probleme, die solch ein Experiment mit sich bringt. Es bildet sich ein großes Ganzes, das das Ausmaß von „Genuine Madness“ greifbar macht und auf erschreckende Weise darstellt, wie die Fäden in einer solch dystopischen Welt gezogen werden. Es gab einige fesselnde und auch erschreckende sowie traurige Momente, die mich als Leserin ziemlich mitgenommen haben. Wenn mich das Buch emotional berührt, egal in welcher Form, hat es mich gepackt und mitgerissen.

 

Die Charaktere sind meiner Meinung nach sehr gut dargestellt, individuell und facettenreich. So sind der klassische Bad Boy genauso vertreten wie die schüchterne und unauffällige brave Studentin. Interessant wird es dadurch, dass diese Figuren im Laufe der Geschichte eine Wandlung durchlaufen, aus sich herauswachsen, aufmüpfig werden, selbstbewusst und stark werden, andere wiederum, die stark erscheinen, werden plötzlich schwach.  

Zwar löst das Ende des Buches so einige Probleme und klärt Fragen, dennoch bleibt die Hoffnung, dass es eine Fortsetzung geben wird, denn Tobias Miller lässt Spielraum für einen Blick in die Zukunft von John und weiteren Protagonisten. Ich würde es jedenfalls sehr begrüßen, wenn die Geschichte weitergeht.

 

Mein Gesamturteil:

Wer Dystopien mag, gerne das System einer solchen Gesellschaft durchleuchten möchte und sich über Regeln hinwegsetzen möchte, ähnlich wie bei den Tributen von Panem, der ist mit diesem Buch sehr gut bedient.  

Ich vergebe daher 5 von 5 Sternen! 😊

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